Modellregion Inklusion im Landkreis Tirschenreuth kommt voran
Alle Beteiligten waren aufgerufen, sich gemeinsam Gedanken zu einer tragfähigen Arbeitsdefinition zu Inklusion für die Weiterentwicklung der Modellregion zu machen. „Wir schreiben hier Inklusionsgeschichte in Bayern“, so eröffnete Landrat Roland Grillmeier mit gewissem Stolz das dritte Netzwerktreffen der Modellregion, die seit 2019 besteht. Er betonte die enge Zusammenarbeit von Schulamt, Förderzentren, Jugendhilfe und Netzwerk Inklusion und den großen sich daraus ergebenden Wirkungskreis. „So können wir wesentliche Entwicklungen voranbringen.“ Er bedankte sich auch für die Mitwirkung der Schulabteilung der Regierung und des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), vertreten durch Stefan Fricker, Susanne Knorr und Myriam Boesch.
Schulamtsdirektorin und zentrale Ansprechpartnerin der Modellregion, Martina Puff, fasste die Aktivitäten seit Januar 2023 zusammen: neben den vier Treffen der bereichsübergreifend besetzten Steuergruppe fanden zwei Vernetzungstreffen mit den Leitungen der neun Arbeitskreise statt. Mitglieder der Steuergruppe nahmen am Fachgesprächen für alle Inklusiven Regionen, an Workshops für den Aktionsplan Inklusion für den Landkreis Tirschenreuth und an den Sitzungen des ISB teil. Eine besondere Ehre war, dass die Steuergruppe die Inklusive Modellregion TIR am Ministerium im München beim Erfahrungsaustausch der Bildungsregionen vorstellen durfte. Dort konnten Puff, Ponader und Kellner-Hartwig einen Einblick in die inklusive Arbeit vor Ort geben als Beispiel für andere Landkreise aus ganz Bayern, die sich auf den Weg machen, Bildungsregion zu werden. Ein wesentlicher Teil der Arbeit passiert in den neun genannten Arbeitskreisen mit den Schwerpunkten Vernetzung, Gestaltung von Übergängen und Zusammenarbeit mit Fachstellen. Ein großer Dank ging alle Beteiligten.
Im zweiten Teil des Netzwerktreffens stand die gemeinsame inhaltliche Arbeit im Mittelpunkt. Zum Einstieg gaben vier Vertreterinnen und Vertreter ihr Statement ab, was Inklusion für sie bedeutet. Anton Zintl schilderte aus seiner Elternperspektive die große Diskrepanz zwischen der inklusiven Theorie und den Hürden in der Praxis. „Eltern kommen sich leider sehr oft als Bittsteller vor. Inklusion darf kein Sparmodell und kein privates Luxusgut sein. Wir brauchen mehr Leute, die uns gut durch den Prozess begleiten und uns Belastungen abnehmen.“
Deborah Bregler brachte als Selbstvertreterin mit Behinderung die Perspektive ein, welcher Gewinn und welches Glück es ist, so sein zu können, wie man ist und mittendrin statt nur dabei zu sein. Als Unternehmensvertreter schilderte Markus Wolf von Siemens Healthineers AG, welche Bereicherung Inklusion für ein Unternehmen ist: mit ihrem positiven und innovativen Einfluss, die letztendlich ein Erfolgsfaktor sind. Claudia Zeis von der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) schloss die Runde ab mit dem notwendigen Wandel der Strukturen: Akzeptanz und Normalität seien das Ziel, nicht das Gefühl, besonders zu sein.
Diese Impulse waren der Einstieg für den Austausch der Anwesenden in Kleingruppen zu ihrem eigenen Inklusionsbegriff. Diese Ergebnisse wurden auch im Plenum vorgestellt und anschließend in einer Fishbowl-Diskussion mit Expertinnen und Experten aus allen Arbeitsgruppen auf 3 zentrale Begriffe fokussiert. Letztendlich besteht die zentrale Arbeitsdefinition aus: Haltung, Ressourcen, Aufklärung. Eine zentrale Anlaufstelle und kurze Wege für alle, die Unterstützung benötigen, stand im Mittelpunkt. Zur Haltung gehört eine Barrierefreiheit in jeder Hinsicht, eine selbstverständliche Teilhabe jedes und jeder Einzelnen und die Offenheit, dass Inklusion ein ständiger Prozess ist. Zu den Ressourcen gehören personelle, finanzielle und strukturelle Rahmenbedingungen. Highlight des Nachmittags war auch das Graphic Recording der Ergebnisse durch Susanne Kitlinski. Sie stellte den Prozess und die Ergebnisse für alle bildlich dar.
Der Nachmittag wurde von allen Beteiligten in Sachen Austausch und fachlicher Diskussion als Bereicherung empfunden. Die Mischung der unterschiedlichen Perspektiven aus Schule, Kita, Jugendhilfe, Beratungsstellen, Bildungsmanagement und Behörden erlaubte eine umfassende Auseinandersetzung. Die Steuergruppe aus Schulamt, Jugendamt, verschiedenen Schultypen, Netzwerk Inklusion und Landrat zeigte sich hoch